Titelbild zu 17.4 & DMA

Das iPhone Betriebssystem iOS 17.4 wird voraussichtlich in den ersten Märztagen 2024 veröffentlicht und in der Vorschau dominieren schon jetzt etliche Änderungen, die Apple vorgenommen hat, um den Vorgaben der Europäischen Union zu entsprechen. Das verabschiedete Gesetz mit dem englischen Namen „DMA“ Digital Markets Act (zu deutsch: Gesetz über digitale Märkte) will große Unternehmen wie Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft dazu bringen, fair zu agieren. Um den Missbrauch ihrer Marktmacht sowie Monopolstellung zu verhindern und die Privatsphäre der EU-Bürger im Internet zu schützen. So sind bei Apple bspw. Änderungen im AppStore, im Safari-Browser, bei der NFC-Zahlungsschnittstelle für ApplePay und diverse Anpassungen im Betriebssystem zu erwarten. Einige Formulierungen im „DMA“ sind Auslegungssache und Apple hat nun mit iOS 17.4 vorerst geliefert, aber mit einem Berg von Fußnoten an allen Ecken sowie Enden und ob die Regulierungsbehörde der EU-Kommission dies dann so durchwinkt, ist derzeit noch unklar. Es gilt als wahrscheinlich, das Apple hier noch einmal nachbessern muss.

Wie bereits in der Einleitung geschrieben, hat Apple mit iOS 17.4 viele Fußnoten für bspw. einen alternativen AppStore eingebaut, so dass es für Entwickler und eventuelle Marktplatzbetreiber relativ unattraktiv werden dürfte. So hat der Konzern mit dem angebissenen Apfel besondere gebührenpflichtige Konditionen mit eingebaut und so wird es wohl erstmal beim alten System für Entwickler, alternative App-Marktplätze und Kunden bleiben. Eine Ausnahme ist aktuell die Schweiz, diese bekommt vorerst keine EU Anpassungen. Zur Übernahme von Elementen des DMA in das schweizerische Recht sieht der Bundesrat keinen unmittelbaren Handlungsbedarf.

Ein EU-iPhone ☻

☉ Kleine Code-Änderungen mit großer Wirkung für Entwickler, Betreiber und Anwender!

iOS

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die jüngsten Entwicklungen im iOS-Bereich erweiterte Optionen für den Vertrieb von Apps über alternative Marktplätze mit neuen APIs und Tools für Entwickler umfassen. Es gibt auch neue Frameworks und APIs, die die Erstellung alternativer App-Marktplätze ermöglichen, sowie solche für alternative Browser-Engines. Ein Formular für Interoperabilitätsanfragen ermöglicht es Entwicklern, zusätzliche Anfragen bezüglich der Interoperabilität mit iPhone- und iOS-Hardware und -Softwarefunktionen zu stellen.

☉ App Sideloading und die damit verbundenen Chancen sowie Risiken!

AppStore

Überdies hat Apple eine Umgestaltung seines AppStore-Systems in der EU angekündigt. Demnach können iPhone Besitzer mit dem Start von iOS 17.4 alternative App-Marktplätze installieren und aus diesem Apps herunterladen. Es wird auch möglich sein, einen anderen Standard-AppStore als den von Apple festzulegen aber dieser muss dann erst in der Einstellungen-App aktiviert werden. Als Download infrage kommen dann auch solche Anwendungen, die eigentlich nicht mit den Richtlinien des Apple AppStores konform sind, beispielsweise Chatbots oder auch Porn. Ein völlig freies Sideloading ist derzeit nicht geplant, einzelne Apps – wie man es vom Android-System von Google mit den .apk-Dateien kennt. – werden sich auch nicht einfach direkt von einer Webseite laden lassen. Es wird auch Hinweise und Warnungen zu Malware in heruntergeladenen Apps aus alternativen Stores geben, mit Anweisungen wie „Diese App enthält Malware und kann nicht geöffnet werden“. Dies ist besonders wichtig, da nach einem Update einer App nicht mehr ausgeschlossen werden kann, dass diese frei von Malware ist. Bei Apps aus Drittanbieter-AppStores orientiert sich Apple erwartungsgemäß an dem aus macOS bekannten Notarisierungsmodell: Alle Apps müssen also vom Entwickler mit einem gültigen Apple-Zertifikat signiert und dann zur Beglaubigung bei Apple eingereicht werden. Dort durchlaufen sie unter anderem einen automatisierten Malware-Scan und eine grundsätzliche Prüfung und Basiskontrolle durch Mitarbeiter des Konzerns.

Darüber hinaus bereiten sich viele im AppStore aktive App-Anbieter auf die Umsetzung der neuen Vorgaben vor, so das in der eigenen App nun klar kommuniziert werden kann, wie und wo die eigenen Dienste auch außerhalb des Apple-AppStores zu welchen Preisen gekauft oder abonniert werden können, welche Sonderaktionen gerade laufen und wie neue Accounts erstellt werden können.

☉ Die Qual der Wahl des Standard-Browsers!

Safari

Mit dem kommenden Update auf Version 17.4 können Entwickler nun endlich Apps mit der eigenen Browser-Engine programmieren, die nicht auf Apples WebKit-Unterbau setzt. Bisher mussten zwingend alle alternativen Browser die WebKit-Engine verwenden. Neu ist auch, dass ein alternativer Browser als Systemstandard festgelegt werden kann, so dass zum Beispiel beim Anklicken von Links in E-Mails diese automatisch im bevorzugten Browser geöffnet werden.

In Deutschland sollen dann bspw. diese elf Browser-Alternativen zusätzlich in einer rotierenden Liste beim ersten Start des hauseigenen Safari-Browsers für einen eventuellen Download angezeigt werden. Die Liste kann in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten unterschiedlich sein.

• Aloha
• Brave
• Chrome
• DuckDuckGo
• Ecosia
• Edge
• Firefox
• Web@Work
• Onion Browser
• Opera
• Safari
• you.com

☉ Der NFC-Chip im iPhone wird nun auch für andere Bezahldienste wie PayPal nutzbar!

Payment

Auf Druck der EU wird Apple in Kürze den NFC-Chip für Drittanbieter-Apps wie bspw. von PayPal öffnen, um den Zahlungsverkehr für alternative Plattformen wie GooglePay und von Banken ohne ApplePay-Support zu ermöglichen. Die Wallet-App von Apple ist dann nicht mehr zwingend notwendig. So können Nutzer in der iPhone Einstellungen-App einen Standard festlegen, um dann mit einem Doppelklick auf die Seitentaste den gewünschten Bezahldienstleister nutzen zu können. Apple setzt dabei auf strenge Sicherheitsstandards für Apps, die NFC zum Bezahlen nutzen wollen. Die Strategie von Apple war bisher geprägt von einer strikten Kontrolle über den NFC-Chip. Es bleibt abzuwarten, ob Banken eigene Lösungen anbieten und sich dann eventuell von ApplePay zurückziehen.

Des Weiteren soll es für Endnutzer möglich sein, zusätzliche Inhalte (InApp-Kauf) über externe Bezahldienste wie etwa mit PayPal dann direkt aus der Drittanbieter-App heraus zu erwerben – ohne dass der Entwickler der Dritt-App für jeden einzelnen InApp-Kauf eine Provision an Apple zahlen muss. Ob Apple die Änderungen Anfang nächsten Monat tatsächlich wie angekündigt ausrollen wird, ist allerdings unklar. Da es wie immer um viel Geld geht.

☉ Cloud-Gaming: Der Weg ist weltweit geebnet durch EU-Vorgaben!

Gaming

Eine weitere Neuerung ist das sogenannte Cloud-Gaming. Hier profitieren nicht nur die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, denn diese Anpassung wird mit iOS 17.4 im März für alle Apple-Kunden weltweit verfügbar sein. Diese bieten unter anderem die Möglichkeit, Streaming-Angebote von Plattformen wie Xbox Cloud Gaming oder GeForce NOW als offizielle iOS-Apps im AppStore zu laden und damit alle Spiele aus deren Katalog zu streamen. Apple hatte sich lange dagegen gewehrt und mit fadenscheinigen Begründungen protestiert, da man mögliche Umsatzeinbußen durch rückläufige Spiele-Downloads im eigenen AppStore-Kosmos befürchtete.

☉ Und das iPad bleibt unberücksichtigt?

Einige Neuerungen wie ein alternativer AppStore und eine Auswahl einer anderen Browser-Engine kommen nicht für das iPad Betriebssystem mit iPadOS 17.4, obwohl dieses dem iPad Betriebssystem sehr gut zu Gesicht gestanden hätte! Nichts desto trotz muss sich der angebissene Apfel dem Druck der EU beugen und seine Plattformen auf kurz oder lang öffnen. Apple nutzt dabei jedoch sämtliche Schlupflöcher, die es in den neuen EU-Gesetzen gibt. Was überall zugelassen wird, ist die Möglichkeit, alternative Bezahl-Optionen zu Apple Pay anzubieten. Auch All-in-One-Streaming-Apps mit bspw. Cloud-Gaming sind auf dem iPad ab iPadOS 17.4 möglich.

☉ Enttäuschung bei den europäischen Entwicklern und potentiellen Marktplatz Betreibern über die Hürden aus Cupertino!

Developer

Schon wenige Tage nach der Veröffentlichung der ersten Vorabversion von iOS 17.4 zeigten sich europäische und internationale Entwickler enttäuscht über Apples Umsetzung der EU-Vorgaben zum Gesetz über digitale Märkte. So kritisieren diese insbesondere künstliche Barrieren für alternative AppStores und die erschwerte Position kleinerer Marktteilnehmer durch Apples neue Vorgaben. Oberflächlich betrachtet erfüllt Apple mit seinem neuen Regelwerk zwar die Vorgaben, setzt diese aber so unattraktiv wie möglich um und hat fast alle Entwickler, die auf eine Liberalisierung des App-Vertriebs in der Europäischen Union gehofft hatten, auf ganzer Linie enttäuscht. So verlangt Apple von zukünftigen Konkurrenz-Stores, dass diese mindestens 1 Million US-Dollar auf der hohen Kante haben, um einen eigenen Marktplatz aufzubauen, in dem dann alle App-Kategorien angeboten werden müssen, so dass es bspw. keinen reinen Spiele- oder OpenSource-Store geben wird. Außerdem plant Apple die Einführung einer neuen Installationsgebühr namens „Core Technology Fee“. Entwickler von einer kostenlosen App soll dann mit 0,50 Cent zur Kasse gebeten werden, wenn ihre App mehr als eine Million Downloads pro Jahr und Anwender verzeichnen. Wenn hier App-Updates mit eingerechnet werden, ist die Summe von einer Million schnell erreicht. Im Klartext bedeutet dies, dass ein Entwickler für eine stark nachgefragte kostenlose App dann draufzahlen muss. Die Entwickler hoffen nun auf die Überwachung der Umsetzung durch europäische Gesetzgeber.

Und was sagen die Entwickler:innen zur Umsetzung?


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